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Servant Leadership

August 2, 2018

Eine Dienstleistung am Geführten

Im letzten Jahrzehnt ist agiles Projektmanagement immer mehr in Mode geraten. Mit steigendem Interesse ist ein Begriff ins Licht gerückt der alte Werte und Normen in Frage stellt: Servant Leadership.

Allerdings ist dieser Führungsstil keineswegs ein Kind des einundzwanzigsten Jahrhunderts. Bereits in den siebziger Jahren formulierte Robert Greenleaf inspiriert von Hermann Hesses Morgenlandfahrt den Begriff Servant Leadership. Er stütze sich dabei auf bereits vorhandene Ansätze von Führungspersönlichkeiten, selbst Friedrich der Grosse spielte dabei eine Rolle und wusste die Vorzüge des dienenden Führens zu schätzen. Doch was genau bedeutet Servant Leadership eigentlich? Wo sind die Vorteile und warum ist dies so in Mode geraten? Und vorallem: Was macht so einen Servant Leader eigentlich aus?

Der Fürst ist der erste Diener seines Staates.
Friedrich II., der Grosse (1712 - 1786), preussischer König

Führen und Dienen sind keine Gegensätze

Servant Leadership bedeutet einen Dienst am Geführten zu verrichten. Die Mitarbeiter werden in den Mittelpunkt gestellt. Im Vergleich zu herkömlichen Führungsstilen verzichtet die Führungskraft hierbei auf Macht und Status während sie sich mit Leib und Seele darauf konzentriert seinen Mitmenschen zu helfen. Er dient aus einem inneren Bedürfniss heraus anderen Menschen zu helfen, im Gegenzug geniesst er ein hohes Ansehen und gilt allgemein als Charismatiker. Der Servant Leader betrachtet sich nicht als klassische Führungskraft, sondern viel mehr als eine Art Gastgeber oder Moderator.  Statt mit Peitsche und Szepter von einem Thron aus zu dirigieren, identifiziert er oder sie die Bedürfnisse seiner Mitmenschen und versucht diese zu erfüllen. Dadurch entsteht Zufriedenheit, Sicherheit und Vertrauen beim Mitarbeiter. Die Vorbildfunktion wird stark positiv bewertet und die Mitmenschen beginnen zu Folgen, allerdings nicht weil sie es müssen, sondern vielmehr weil sie es wollen. Der Servant Leader ist ein Dienstleister am eigenen Mitarbeiter und der Organisation. Er unterstützt die Belegschaft bei der Arbeit, beispielsweise durch das identifizieren der Arbeitsziele oder die Beseitigung von Hindernissen, welche den Arbeitsalltag einschränken. Er sorgt für ein angemessenes Mitarbeiterportfolio und fordert die Entwicklung jedes Individuums bedürfnissorientiert. Die Resultate sprechen für sich: Ein nachhaltiger Anstieg von Leistung und Produktivität.

Im Gegensatz zu authoritäreren Führungsstilen spricht man bei Servant Leadership von einem "bottom up"- statt einem "top down"-Prinzip.
Servant Leader sind sogenannte Enabler, sie machen die Dinge möglich und holen so das Beste aus sich selbst und den Mitarbeitern heraus.

St. Josephs University

Dienen ist die höchste Kunst der Führung

Aber was genau ist es, was den Servant Leader zu dem macht was er ist? An sich kann jeder ein Servant Leader sein. Es braucht dazu weder eine Krone noch einen Adelstitel. Die Grundpfeiler der dienenden Führungsphilosophie sind einfach zu verstehen, hat man sie verinnerlicht und lebt diese, wird man schnell die Früchte ernten welche man zuvor gesät hat.

1. Zuhören

Traditionell veranlagt sind Führungskräfte grossartige Kommunikatoren. Der Servant Leader ist ein guter Zuhörer. Er identifiziert und klarifiziert den Willen einer Gruppe und weiss genau was, aber auch was nicht gesagt wurde.

2. Empathie

Servant Leader streben danach ihre Mitmenschen zu verstehen. Jeder Mitarbeiter hat das Bedürfniss als Person und einzelnes Individuum anerkannt zu werden.

3. Heilung

Heilung ist wichtig für Transformation und Integration. Es kann nicht immer alles perfekt laufen. Ein Servant Leader versteht es auch in düsteren Zeiten das Beste aus sich selbst und seinen Mitmenschen heraus zu holen und schafft es stets einen gebrochenen Geist wieder zusammenzufügen.

4. Wahrnehmung

Ein Servant Leader weiss immer genau was um ihn herum passiert und findet schnell Faktoren, welche das Geschehen stören könnten. Aber auch eine gute Eigenwahrnehmung, ist eine Eigenschaft welche nie aus den Augen gelassen wird.

5. Überzeugungskraft

Einer der grössten Unterschiede zu herkömlichen Führungsstilen ist die Überzeugungskraft eines Servant Leader. Im Gegensatz zum authoritären Führungsstil versucht der Servant Leader einen gemeinsamen Konsent zu schaffen anstatt eine Mitarbeit zu erzwingen.

6. Begriffsbildung

Servant Leader nähren ihre Fähigkeit grosse Träume zu träumen. Wenn sie sich ein Problem anschauen, schaffen sie den perfekten Spagat zwischen konzeptionalistischem Denken und dem Alltagsgeschäft.

7. Weitsicht

Weitsicht ist eine Charaktereigenschaft die es ermöglicht Lektionen aus der Vergangenheit und Gegebenheit aus der Gegenwart zu verstehen und daraus mögliche Konsequenzen für Entscheidungen in der Zukunft abzuleiten.

8. Verantwortung

Servant Leader sind aus dem Bedürfniss zu dienen heraus am allgemeinen Wohl der Gesellschaft interessiert. Sie handeln bedacht und sind sich der Ausmasse ihrer Entscheidungen bewusst.

9. Engagement zur Weiterentwicklung

Der Servant Leader fordert sich und seine Mitarbeiter ständig heraus sich neuen Herausforderungen zu stellen. Er gibt jedem die Chance sich weiterzuentwickeln und unterstützt dabei.